Lernen als Lebenshaltung
Vom Mut Fehler zu machen
Sina Weidlich
8/1/20252 min read
Lernen als Lebenshaltung – Vom Mut, Fehler zu machen
Was wäre, wenn Lernen nicht als Ziel, sondern als Haltung verstanden würde? Wenn wir nicht auf einen bestimmten Wissensstand hinarbeiten müssten, sondern uns immer wieder einlassen dürften – auf Entwicklung, Veränderung, Verfeinern, Verwerfen und Neubeginn?
Lernen als Lebenshaltung bedeutet, den Prozess wichtiger zu nehmen als das Ergebnis. Es bedeutet, die eigene Offenheit, die Bereitschaft zur Entwicklung, zur Begegnung und zur Reflexion zu bewahren – ein Leben lang.
Fehler als Freunde auf dem Weg
In vielen von uns sitzt noch tief die Vorstellung, Fehler seien Zeichen von Unzulänglichkeit. Eine Schwäche. Ein Mangel. Dabei ist es genau andersherum: Fehler sind Wachstumsimpulse. Sie zeigen uns, wo wir noch nicht alles wissen – und damit, wo Leben geschieht.
Ein gesunder Umgang mit Fehlern beginnt mit einem Perspektivwechsel. Statt uns zu fragen “Was habe ich falsch gemacht?”, könnten wir fragen:
“Was kann ich daraus lernen?”
Diese Haltung eröffnet einen Raum der Neugierde, des Staunens, des lebendigen Fragens – statt einen Raum von Scham, Schuld oder Rechtfertigung.
Fehlerkultur statt Perfektionsdruck
Unsere Gesellschaft tut sich oft schwer mit Fehlern. Sie werden nicht als Teil eines natürlichen Lernprozesses gesehen, sondern als Makel. Schnell wird bewertet, verglichen, beurteilt. Das erzeugt Leistungsdruck, Konkurrenzdenken – und nicht selten das Gefühl, sich besser nicht zeigen zu wollen, wenn man sich nicht sicher ist, “alles richtig zu machen”.
Dabei wäre es heilsam, eine Kultur des Nicht-Wissens zu etablieren – eine Kultur, in der es erlaubt ist, zu irren, sich zu korrigieren, sich zu wandeln. Wo Lernen ein offener Raum ist und kein abgeschlossenes Ziel.
Lernen braucht Beziehung
Einer der kraftvollsten Orte, an dem wir lernen, ist die Beziehung – sei es im Unterricht, in einem Workshop oder in jeder menschlichen Begegnung.
Wenn wir einander auf Augenhöhe begegnen, kann Lernen in beide Richtungen fließen. Der Schüler lernt vom Lehrer – und der Lehrer vom Schüler.
Diese Haltung setzt Vertrauen voraus. Und sie setzt das Verständnis voraus, dass Wissen kein Besitz ist, den man verteidigt, sondern ein Feld, das gemeinsam betreten und erkundet werden darf.
Ich will keine Expertin sein.
Ich selbst habe für mich entschieden:
Ich möchte nicht in erster Linie eine “Expertin” sein.
Ich möchte Lernende bleiben.
Neugierig. Fragend. Beweglich. Offen.
Denn wenn ich aufhöre zu lernen, verliere ich die Verbindung zu mir – und zu den Menschen, die ich begleite.
Vielleicht ist das die eigentliche Einladung:
Sich nicht am Wissen festzuhalten – sondern sich dem Leben hinzugeben.
Immer wieder neu. Immer wieder tastend. Immer wieder echt.
Zum Weiterdenken
„Im Fehler liegt der Anfang von etwas Neuem.“
(frei nach Carl Rogers)
Zum Innehalten – eine kleine Übung
Nimm dir einen Moment der Stille. Schließe die Augen, wenn du magst. Atme ein … und aus.
Lass alle Erwartungen los. Auch die an dich selbst.
Und dann frage dich ganz sanft:
Wo in meinem Leben habe ich mir kürzlich einen Fehler “verboten”?
Wie würde sich mein Herz anfühlen, wenn ich diesen Fehler als Lernschritt anerkennen könnte?
Lass die Antwort nicht nur im Kopf entstehen – sondern horche in deinen Körper, in dein Innerstes. Vielleicht fühlst du Erleichterung. Vielleicht etwas Weiches, das sich ausdehnt. Vielleicht auch Widerstand – all das ist willkommen.
Und dann erlaube dir, dich neu zu sehen:
Nicht als „unvollständig“, sondern als lernend, wach, lebendig.
Denn du darfst wachsen. In deinem eigenen Tempo. Mit deiner eigenen Stimme. Und auf deinem eigenen Weg.
Sina Weidlich
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